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Open brief aan de families VANDERMARLIERE en VAN BIERVLIET, investeerdes van het project CUNA DEL ALMA, TENERIFE

Hieronder wordt de open brief aan de investeerdersfamilies van het project Cuna del Alma in Puertito de Adeje, Tenerife, integraal weergegeven.

Dit project beoogt de bouw van 420 luxe toeristenvilla’s in een van de weinige uithoeken van de kust die nog veilig zijn voor het massatoerisme op de Canarische Eilanden. De brief is geschreven door Anne Striewe, voorzitter van de Stichting Canarina.

Geehrte Familien Vandermarliere und Van Biervliet, erlauben Sie mir, Ihnen in diesem Brief eine Geschichte über die Kanarischen Inseln zu erzählen.

Wie Sie vielleicht wissen, sind wir Inseln, die mitten im Atlantik liegen, viel näher an Afrika als an Europa. Vor etwas mehr als 500 Jahren waren diese Gebiete von Berbervölkern mit einer praktisch neolithischen Kultur bewohnt, und im 15. Jahrhundert wurden sie von den Kastiliern erobert. Im Zuge der Eroberung wurden die meisten der ursprünglichen Bewohner ausgerottet oder versklavt. Diejenigen, die nach der Eroberung am Leben blieben, wurden kulturell ausgelöscht, da ihre Riten, Bräuche und ihre Sprache von den Kastiliern verboten wurden, die ihnen ihre eigenen aufzwangen. Trotz der nach der Eroberung erlittenen extremen Akkulturation ist auf diesen Inseln noch ein kleines, wertvolles Erbe dieser ursprünglichen Völker lebendig, das sich in Volkssportarten, Pfeifsprachen, Toponymie und archäologischen Überresten ausdrückt.

Nach der kastilischen Eroberung begannen sich die Dinge stark zu verändern. Es entstand ein neues hierarchisches Gesellschaftsmodell, in dem der Klerus und der Adel, die Konquistadoren und einige privilegierte Ureinwohner die Oberschicht bildeten, Kaziken, die über viel Land und Wasser verfügten. Die meisten der überlebenden Ureinwohner hatten keinerlei Privilegien und standen zusammen mit Bauern, Handwerkern und anderen Arbeitern auf der untersten Stufe der Gesellschaft, oft als Sklaven. Die Kastilier brachten auch ein neues Wirtschaftsmodell mit: intensive Landwirtschaft auf der Grundlage von Monokulturen für den Export. Die erste Monokultur, die sich auf den Inseln ausbreitete, war Zuckerrohr, das hauptsächlich nach Flandern exportiert wurde. Auf Zucker folgten viele andere Monokulturen: Wein, der hauptsächlich nach England verkauft wurde, der aus Cochenille gewonnene Karminfarbstoff und schließlich Bananen.

Diese Inseln verloren nach der Eroberung fast 90 % ihrer Wälder durch wahllose Abholzung. Wälder wurden gerodet, um Flächen für die Landwirtschaft, Holz und andere Rohstoffe zu gewinnen. Trockenwälder, kanarische Kiefernwälder und Lorbeerwälder (ein in Europa einzigartiger Wald des Tertiäralters) wurden in ihrer Fläche drastisch reduziert. Während die Natur der Inseln unter diesen Missständen litt, arbeiteten die ärmeren Bevölkerungsschichten unermüdlich, und das Geschäft mit den Monokulturen bereicherte ausländische Händler und einheimische Großgrundbesitzer.

Nach fünf Jahrhunderten landwirtschaftlicher Tradition kam es ab 1970 zu einem wirtschaftlichen Umschwung und einem Rückgang der Landwirtschaft zugunsten einer massiven Besiedlung der Küste, mit der Schaffung von touristischen Infrastrukturen. Die Einheimischen, die bis dahin nur mögliche Ackerflächen schätzten, verkauften ihre Grundstücke zu Spottpreisen an Großinvestoren, die das touristische Potenzial der Küstengebiete klar erkannten. Heute, nur 50 Jahre später, gibt es kaum noch einen Meter unbebaute Küste.

Seit der Explosion des Massentourismus haben die Probleme auf den Kanarischen Inseln nicht aufgehört zu wachsen: Zum einen hat sich die Bevölkerung unkontrolliert vermehrt. Dieser Bevölkerungszuwachs hat einen immensen Druck auf knappe Ressourcen wie Wasser ausgeübt. Zu der ständig wachsenden Wohnbevölkerung kommen noch die Touristen hinzu, die nicht nur Wasser und Energie verbrauchen, sondern auch eine große Menge an Müll, Abwasser und Luftverschmutzung verursachen, insbesondere durch den Verkehr, sowohl auf dem Land- als auch auf dem Luftweg.

Hier ein paar Fakten:

  • Mehr als 80 % unserer Abfälle werden auf Mülldeponien gelagert, was auf Inseln mit einem so begrenzten Gebiet ein ernstes Problem darstellt.
  • Über 60 % unserer Abwässer werden nicht behandelt, sondern direkt ins Meer oder in Schluchten eingeleitet. Es scheint, als würde unsere Regierung lieber die von Europa verhängten Sanktionen bezahlen, als in ein effizientes Klärsystem zu investieren.
  • Mehr als 80 % unseres Stroms stammt aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe in ineffizienten Kraftwerken, obwohl wir über zahlreiche erneuerbare Ressourcen wie Sonne und Wind verfügen. In letzter Zeit werden große Windkraft- und Photovoltaikanlagen gefördert, aber leider sind sie immer noch in den Händen derselben Energielobbys, die weder kleine Eigenverbrauchsinitiativen noch ein dezentrales Energieversorgungssystem zulassen, weil sie das lukrative Energiegeschäft weiterhin kontrollieren wollen. Das Schlimmste daran ist, dass sie von den Behörden unterstützt werden.
  • Mehr als 90 % unserer Lebensmittel werden importiert, obwohl 125.000 Hektar Ackerland ungenutzt sind. Unsere Behörden unterstützen den einheimischen Primärsektor nicht, sondern begünstigen Importe, so dass ein kanarischer Landwirt oder Viehzüchter keine Produkte auf den Markt bringen kann, die mit denen importierten konkurrieren können.  Wir haben uns in ein Gebiet verwandelt, das vollständig von der Außenwelt abhängig ist. Wir besitzen nichts mehr.

Wenn ein Tourist auf die Kanaren kommt, ist das, was er auf den ersten Blick sieht, ein Schaufenster des Wohlbefindens. Er sieht gute Straßen, viele Autos, viele Hotels, Einkaufszentren und Luxusvillen. Wenn dieser Besucher jedoch hinter das Fenster schauen könnte, würde er eine ganz andere Realität sehen. Er würde sehen, dass die Kanarischen Inseln eine der Regionen in Europa mit dem höchsten Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung sind. Er würde sehen, dass unsere Gehälter die niedrigsten Spaniens sind, dass wir eines der am schlechtesten bewerteten Gesundheitssysteme haben und dass auch das Bildungssystem nicht besonders gut dasteht. Die Jugendarbeitslosenquote ist alarmierend und liegt bei über 40 % (die höchste im ganzen Land). Das Durchschnittsgehalt eines Kanariers beträgt 1000 € pro Monat, und es ist praktisch unmöglich, auf den Inseln eine Miete unter 600 oder 700 € zu finden. Und ich spreche nicht von einer Luxusvilla, sondern von 50 Quadratmeter großen Wohnungen. Seitdem die Ferienvermietung in Mode gekommen ist, werden Immobilien nicht mehr an Einheimische vermietet, sondern an Auswärtige, die das Dreifache zahlen können, so dass die Einheimischen immer weiter weggedrängt werden. Die Inseln sind zu einem Sonnen- und Sandvergnügungspark für Besucher geworden, die unendlich viel reicher sind als die einheimische Bevölkerung.

Wenn wir auf die Geschichte dieser Inseln seit der Eroberung zurückblicken, ist es leicht zu verstehen, dass auf den Kanarischen Inseln ein Gefühl von Invasion und Plünderung herrscht. Unser Gebiet wurde überfallen und geplündert. Unsere Identität ist geplündert worden, unsere Kultur ist geplündert worden, unsere Natur ist geplündert worden und unsere Ressourcen sind geplündert worden, alles zum Nutzen einiger weniger.

Sie müssen verstehen, dass wir es nicht länger hinnehmen können, dass auch nur ein weiterer Quadratmeter unseres Landes verkauft wird, um Menschen zu erfreuen, die es nicht lieben. Sie lieben es nicht, weil sie es nicht kennen, und weil sie es nicht kennen, zögern sie auch nicht, es zu verändern und zu zerstören. Verstehen Sie, dass unsere Natur zwar ein einzigartiges Juwel in der Welt ist, wir aber sehen, wie sie missbraucht wird, damit einige wenige Geschäfte machen können. Verstehen Sie, dass unsere Wüsten für Sie nur Ödland voller Steine und Kakteen sind, während sie für uns wunderbare Landschaften voller einzigartiger Tier- und Pflanzenarten sind, Landschaften, in denen wir aufgewachsen sind und die wir jetzt verschwinden sehen. Während unser Meer für Sie nur eine große Pfütze ist, in der Sie sich mit Schwimmringen und Jetskis vergnügen, bedeutet es für uns Kultur, Essen und die Heimat von Walen, Delfinen und Schildkröten. Während Hotels und Golfplätze für Sie ein Ort der Erholung und der Freizeit sind, sind sie für uns Symbole für prekäre Arbeitsverhältnisse und einen verschwenderischen und nicht nachhaltigen Ressourcenverbrauch. Verstehen Sie, dass der Kampf nicht nur gegen ein Hotel oder eine Villenanlage, sondern gegen ein ganzes Modell gerichtet ist. Verstehen Sie, dass dies der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, dass irgendwann eine Grenze gesetzt werden muss, dass die Zeit gekommen ist, um zu sagen, dass es genug ist und dass wir diese Art von Misshandlung nicht mehr zulassen dürfen. Wir können es nicht mehr ertragen. Wir können nicht noch ein weiteres Zugeständnis an dieses Modell der Unterentwicklung machen, das uns an den Rand des ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs gebracht hat, in dem wir uns jetzt befinden.

Wir haben jahrzehntelang (wenn nicht jahrhundertelang) zugesehen, wie unsere politische und wirtschaftliche Klasse die Menschen unterdrückt und die Natur zerstört, während sie sich die Taschen vollstopft. Bitte machen Sie keine Geschäfte mit ihnen und schenken Sie ihren Lügen keinen Glauben. Die Projekte, die Sie hier durchführen wollen, werden den Inseln keinen Wohlstand und kein Wohlergehen bringen. Die Inseln brauchen diese Art von Investitionen nicht mehr.

Wenn Sie hier investieren wollen, investieren Sie in die Rettung der Kanarischen Inseln. Investieren Sie in alles, was unsere Regierungen offensichtlich nicht in der Lage sind, in Angriff zu nehmen. Investieren Sie in die Umwandlung eines Teils der veralteten Hotels in Altersheime. Investieren Sie in Kulturzentren, in Krankenhäuser, in die Bildung. Investieren Sie in Umweltprojekte, in die Wiederaufforstung unserer erschöpften Wälder, in Pläne zur Schaffung von Arbeitsplätzen in unseren Naturräumen, um deren Werte zu verbreiten und sie so sauber und gepflegt zu halten, wie sie es verdienen. Investieren Sie in Wasserreinigungssysteme, damit wir kein Wasser mehr ins Meer leiten müssen. Investieren Sie in die Erforschung nachhaltiger und dezentraler Energiemodelle, die den Anforderungen dieser Inseln gerecht werden. Investieren Sie in Wissenschaft, Kultur und Kunst. Investieren Sie in die Regeneration unserer landwirtschaftlichen Böden und in die Schaffung eines Modells der Selbstversorgung und Ernährungssouveränität für unsere Bevölkerung. Investieren Sie in die Verbesserung des öffentlichen Verkehrsnetzes, damit wir nicht länger das am wenigsten nachhaltige Mobilitätsmodell Europas haben. Investieren Sie in die Verbesserung unserer Dörfer, mit der Schaffung von Parks, Grünflächen und Sportzentren. Und natürlich investieren Sie auch in der Tourismusbranche, aber in einen Tourismus, der auf Qualität und nicht auf Quantität setzt, der die natürlichen Ressourcen nicht abwertet, der auf dem Respekt vor der Kultur und der lokalen Bevölkerung beruht und der eine gerechte Verteilung des Wohlstands gewährleistet.

Ich habe diesen Brief geschrieben, damit Sie verstehen, warum es Demonstrationen gegen Ihr Projekt gibt, warum junge Leute in der Gegend zelten und sich an die Schaufelbagger ketten, um die Arbeiten zu verhindern. Damit Sie verstehen, warum ein großer Teil der Bevölkerung sehr wütend ist und in Ihrem Projekt weder Wohlstand noch Reichtum noch Arbeitsplätze sieht, sondern die Aufrechterhaltung eines Modells, das eindeutig unhaltbar ist. Ich schreibe diesen Brief in der Hoffnung, dass ich mich an sensible und intelligente Menschen wende, die sich hoffentlich bewusst sind, dass Sie in Bereichen tätig sind, die keineswegs repräsentativ für die Mehrheit der Bevölkerung sind. Ich hoffe, dass Sie erkennen, dass die Realität in diesem Land über das hinausgeht, was die Geschäftsleute und Politiker, mit denen Sie zu tun hatten, Ihnen zeigen wollten, und dass Sie nun verstehen, dass diese Realität viel umfassender und komplexer ist.

Abschließend fordere ich Sie im Namen des Teils der kanarischen Gesellschaft, den ich vertrete, auf, die Situation zu überdenken und die Investition in das Projekt Cuna del Alma, das bereits von angeblichen juristischen Unregelmäßigkeiten und Kontroversen geprägt ist, nicht weiterzuführen. Ich versichere Ihnen, dass Sie damit auf den Kanarischen Inseln Geschichte schreiben und dem Modellwechsel, den wir so dringend brauchen, einen endgültigen Impuls geben würden. Die andere Möglichkeit, für die Sie sich sicherlich entscheiden werden, ist, weiterzumachen. Leider haben wir das schon zu oft erlebt.

Im Moment haben Sie einen Samen für den Wandel in der Hand und einen weiteren, um die Zerstörung fortzusetzen. Sie wählen aus, welche Sie keimen lassen wollen.

Anne Striewe

Biologin, offizielle Touristenführerin der Kanarischen Inseln und Generaldirektorin der Stiftung für Natur und Umwelt Canarina

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